Vergangenheit
1960er bis 70er Jahre: Erfindung
Der erste Touchscreen wurde 1965 von Eric A. Johnson erfunden, der am Royal Radar Establishment in Malvern, England, arbeitete. In seinem ersten Artikel „Touch display-a novel input/output device for computers“ (Berührungsanzeige – ein neuartiges Eingabe-/Ausgabegerät für Computer) beschreibt er seine Arbeit und zeigt ein Diagramm des Designs. Die Erfindung ist als kapazitiver Touchscreen bekannt, bei dem ein Isolator, in diesem Fall Glas, mit einem transparenten Leiter, z. B. Indiumzinnoxid, beschichtet wird. Der Finger des Benutzers wirkt ebenfalls als Leiter und unterbricht die Kapazität der leitenden Schicht. Einfacher ausgedrückt: Die Berührung des Bildschirms bewirkt eine Veränderung der elektrischen Ladung, die der Computer erkennt. Johnson ließ seinen Entwurf 1966 patentieren, verbesserte ihn 1968 und schrieb im selben Jahr einen weiteren Artikel. Irgendwann wurde es von den britischen Fluglotsen übernommen und bis in die 1990er Jahre verwendet.
Ein weiteres Design kam in den 1970er Jahren mit dem resistiven Touchscreen auf. Der amerikanische Erfinder, Wissenschaftler, Gesundheitsphysiker und Pädagoge Dr. G. Samuel Hurst entdeckte dieses Design, als er die Atomphysik mit einem Van-de-Graaff-Generator untersuchte, einer Maschine, die elektrische Ladung speichert und abgibt. Er und zwei Kollegen benutzten elektrisch leitfähiges Papier, um die Koordinaten ihrer Analyse abzulesen, und schlossen ihre Experimente in wenigen Stunden ab, obwohl sie Tage hätten dauern können.
Die Universität von Kentucky – an der Hurst gearbeitet hatte – versuchte, die Idee in seinem Namen zu patentieren, aber er hatte andere Vorstellungen. Als er wieder am Oak Ridge National Laboratory arbeitete, widmete er sich nach Feierabend der Arbeit an seiner fast zufälligen Erfindung. Hurst und neun andere arbeiteten an der Perfektionierung des Designs und nannten ihre Gruppe „Elographics“, während sie es zur Steuerung von Computern einsetzten. Dieses Design verwendet eine Reihe dünner Widerstandsschichten mit dünnen Lücken dazwischen. Wenn ein Finger auf den Bildschirm drückt, werden diese Schichten zusammengeschoben und erzeugen eine Spannung, die der Computer als Standort erkennen kann. Da der Bildschirm mit Druck arbeitet, kann er entweder mit dem Finger oder einem Stift gedrückt werden. Außerdem ist das Design billiger als ein kapazitiver Bildschirm.
1980er Jahre: Erste Verbrauchermodelle und neue Technologien
Technikunternehmen wurden auf diese neue Art der Computersteuerung aufmerksam. Hewlett-Packard war das erste Unternehmen, das ein Produkt auf den Markt brachte, das Touchscreens in die Hände alltäglicher Nutzer brachte. HP hatte sich in den 60er und 70er Jahren einen Namen für die Entwicklung immer kleinerer Computer gemacht, bis hin zu einem der ersten Geräte, das als „Personal Computer“ bezeichnet wurde, dem 9100A.
Im Jahr 1983 brachte Hewlett-Packard den HP-150 auf den Markt, auch bekannt als HP Touchscreen. Das mitgelieferte Gerät verwendete ein neues System für die Berührungseingabe, das ein Gitter aus Infrarotstrahlern und -detektoren in der Einfassung des Monitors enthielt. Wenn die Infrarotstrahlen unterbrochen wurden, konnte der HP-150 feststellen, wo der Benutzer den Bildschirm berührte. Das System hatte jedoch seine Tücken: Staub gelangte in die Infrarotöffnungen und musste abgesaugt werden. Das Design war auch nicht ergonomisch, und die Benutzer beklagten sich über Muskelermüdung oder den „Gorilla-Arm“, weil sie ihren Arm über längere Zeit ausgestreckt und nicht gestützt halten mussten. Dieser erste Versuch, ein Touchscreen-Gerät für Verbraucher zu entwickeln, war nicht sonderlich beliebt. Als der HP Touchscreen II im Jahr 1984 auf den Markt kam, war der Touchscreen optional und wurde nur selten hinzugefügt.
In der Zwischenzeit wurden andere Touchscreen-Technologien entwickelt. Myron Krueger, ein amerikanischer Computerkünstler, entwickelte den Video Place, einen Bildschirm, der die Silhouette und die Bewegungen des Benutzers verfolgen konnte. Multi-Touch wurde 1982 an der Universität von Toronto von Nimish Mehta getestet. Auch bei diesem Entwurf wurde eine Kamera eingesetzt, um zu erkennen, wo der Benutzer den Bildschirm berührte. Das erste Multi-Touch-Overlay wurde 1984 von Bob Boie von Bell Labs entwickelt, der einen echten kapazitiven Bildschirm schuf, der mehrere Berührungspunkte erkennen konnte.
1990er Jahre: Beliebte Touchscreens
Als die Computer immer kleiner wurden, begannen die Technologieunternehmen, die Möglichkeiten von Handheld-Geräten zu erkennen. Apple brachte 1993 mit dem MessagePad, auch Newton genannt, ein revolutionäres neues Gerät auf den Markt: den PDA. Diese Geräte verfügten über einen Touchscreen, der für einen Eingabestift ausgelegt war, und boten eine lang erwartete Funktion: die Handschrifterkennung. Der hohe Preis und Probleme bei der Interpretation der Benutzerschrift verhinderten jedoch den Erfolg. Zu dieser Zeit brachte IBM das erste Mobiltelefon mit einem Touchscreen auf den Markt, den Simon Personal Communicator. Heute gilt es als das erste echte Smartphone mit Kalender, Adressbuch und Notizblock.
Die beliebteste Serie von Touchscreen-Geräten war der Pilot von Palm Computing. Diese 1996 eingeführten PDAs waren ein Grundnahrungsmittel in der Geschäftswelt und verbesserten viele der Funktionen des Apple Newton. Die Handschrifterkennung des Palm Pilot war sogar so erfolgreich, dass sie in späteren Modellen des Newton verwendet wurde.
Ab Ende der 1990er Jahre wurden Touchscreens Teil der Computerkultur und das Interesse stieg. Wayne Westerman, ein Doktorand der Universität von Delaware, veröffentlichte 1999 eine Doktorarbeit über kapazitive Touchscreens, die zu ihrer heutigen Popularität führen sollte. Er gründete auch das Unternehmen FingerWorks, um auf der Grundlage seiner Erkenntnisse neue Geräte zu entwickeln.
2000er Jahre: Touchscreens im täglichen Leben vor dem Smartphone
In diesem Jahrzehnt begannen Touchscreens wirklich ins öffentliche Bewusstsein zu treten. FingerWorks nutzte seine Forschungen, um die ersten auf Multi-Touch-Gesten basierenden Produkte zu entwickeln. Bei den meisten dieser Produkte handelte es sich um Computerzubehör wie Tastaturen mit „Null-Kraft“-Tasten, mit denen neue Eingabemethoden erforscht wurden. Ähnlich wie der Apple Newton waren diese Produkte zwar innovativ, aber teuer. Produkte wie der TouchStream LP, MacNTouch und das iGesture Pad wurden gut aufgenommen, fanden aber außerhalb von Nutzern mit Behinderungen kaum Verwendung. Im Jahr 2005 gab FingerWorks bekannt, dass das Unternehmen nicht mehr im Geschäft ist, meldete aber bis 2007 weiterhin Patente an. Das Unternehmen wurde von einem multinationalen Konzern aufgekauft, der dafür bekannt ist, dass er den Erfolg von Touchscreens in die Höhe schnellen ließ.
Große Technologieunternehmen erkannten weiterhin, wie Touchscreens auf neue Weise genutzt werden konnten. Alias|Wavefront entwickelte die PortfolioWall, einen gestenbasierten Computer, der die visuelle Gestaltung zum Kinderspiel machte. Nintendo brachte 2004 mit dem DS die erste erfolgreiche Videospielkonsole mit Toucheingabe auf den Markt. Auch Microsoft begann mit der Entwicklung seiner eigenen Geräte. Das Microsoft Surface (nicht zu verwechseln mit den heutigen Tablets) war ein Computer in der Größe eines Tisches mit einem flachen Touchscreen-Display auf der Oberseite. Bald wurden Geldautomaten, Fitnessgeräte, Zapfsäulen und Kassen mit dieser Art der Eingabe ausgestattet, die immer beliebter wurde.