Schatten:
Die Verwendung von Schatten als Motiv ist wohl eine der häufigsten Formen der Symbolik im Film. In der Regel werden Schatten verwendet, um die Dunkelheit einer Figur oder ihre moralisch zweideutige Natur hervorzuheben. Schatten tauchten erstmals als gängige Motive in den Filmen des deutschen Expressionismus der 1920er und 30er Jahre auf. Bemerkenswerte Beispiele sind der monströse Vampir Graf Orlok in F.W. Murnaus gotischem Meisterwerk Nosferatu (1922) oder der bösartige Kindermörder Hans Beckert in Fritz Langs M (1931). Regisseur Mike Nichols hat dieses klassische Motiv in The Graduate als thematischen Refrain eingesetzt, der immer wieder auftaucht, um uns an die verborgenen Wahrheiten und Gefühle der Figuren zu erinnern.
Dieser Effekt wird uns zum ersten Mal in Bens Schlafzimmer vermittelt, das bis auf das schwache Licht des Fischbeckens dunkel bleibt – zumindest bis Mrs. Robinson die Tür öffnet, nachdem sie sie angeblich mit dem Badezimmer verwechselt hat. Licht flutet in den Raum, als wolle sie sagen, dass Mrs. Robinson „Licht“ in Bens düstere Lebensperspektive bringen wird. Sie tut dies erneut, als sie Ben zwingt, ihr in ihr Haus zu folgen, weil sie sich erst sicher fühlt, wenn das Licht an ist“. Ben betritt das Haus und folgt Mrs. Robinsons Anweisungen in die Sonnenveranda. Der Raum bleibt dunkel, nur spärlich beleuchtet von den hellen Verandaleuchten, die harte Schatten in den Raum werfen. Ben schafft es, im Licht zu bleiben, bis er Mrs. Robinsons wahre Absichten erkennt, woraufhin er in den Schatten zurücktritt, weil er die Realität der Situation, in der er sich befindet, fürchtet.